Tödliche Gefahr durch Straßenrennen

Als es im Jahr 2016 am Berliner Kurfürstendamm aufgrund eines illegalen Straßenrennens zu einem tödlichen Unfall kam, entschloss sich der deutsche Bundestag, einen neuen Straftatbestand zu schaffen: den des „Verbotenen Straßenrennens“. Im Jahr 2017 fand der § 315d Eingang in das Deutsche Strafgesetzbuch. Seither kann das Rasen auf öffentlichen Straßen mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Auch Wien ist Schauplatz illegaler Straßenrennen. Der Gürtel, die Triester Straße und der Laaer Berg etwa sind Hotspots der Szene. Im September 2022 kam es am Ring durch Raserei zu einem schweren Unfall, bei dem eine unbeteiligte dritte Person getötet wurde.

Im Rahmen einer Enquete am 25. Mai 2023 lud Wiens Verkehrsstadträtin Ulli Sima ExpertInnen aus Berlin zu einem fachlichen Austausch ein. Hintergrund sind die Bemühungen der Stadt Wien, neben verstärkten Straßenkontrollen und der Errichtung baulicher Maßnahmen auf beliebten Raser-Plätzen, auch den Bund dazu zu bewegen, tätig zu werden.

  • Andreas Winkelmann, Amtsanwaltschaft Berlin, gab Einblick in die Möglichkeiten des Nachweises von Kraftfahrzeugrennen durch digitale Fahrzeugdaten. [Vortrag von Andreas Winkelmann downloaden]
  • Rüdiger Reiff, Amtsanwaltschaft Berlin, erklärte den juristischen Hintergrund zum neuen Paragraphen § 315d, den so genannten „Raserparagraphen“ [Vortrag von Rüdiger Reiff downloaden]
  • Klaus Robatsch, Kuratorium für Verkehrssicherheit, beleuchtete den Zusammenhang von gesellschaftlicher Akzeptanz von Geschwindigkeitsüberschreitungen auf Österreichs Straßen und dem Phänomen des Rasens. [Vortrag von Klaus Robatsch downloaden]
  • Raffaela Neustifter, Kuratorium für Verkehrssicherheit, erklärte die psychologischen Hintergründe des Rasens. Demnach sind vor allem junge Männer gefährdet, Teil illegaler Straßenrennen zu werden. [Vortrag von Raffaela Neustifter downloaden]

So könnte nach deutschem Vorbild auch in Österreich das Strafausmaß für die bloße Teilnahme an illegalen Straßenrennen auf bis zu zwei Jahre Haft verschärft werden. Ein objektiver Nachweis der Raserei wäre bereits möglich, und zwar durch das Auswerten von technischen Daten, die in Unfallfahrzeugen automatisch gespeichert werden. Dies ist in Österreich allerdings noch unüblich, die Stadt Wien fordert künftig eine standardisierte Auswertung dieser Daten.

Infooffensive der Stadt Wien: „Wer Straßenrennen plant, plant ein Verbrechen“

Um die potenziell dramatischen Folgen illegaler Straßenrennen aufzuzeigen, setzt die Stadt in weiterer Folge auch auf eine breite Präventions-Kampagne. Mit unterschiedlichen Spots wird insbesondere auf mögliche tödliche Folgen von Straßenrennen hingewiesen. Denn Extremrasen und Straßenrennen sind kein Kavaliersdelikt, sondern können Leben zerstören.

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ZEIT Podcast: Verbrechen über „Tödliche Angeberei“: In der Podcast-Folge sprechen Sabine Rückert und Andreas Sentker mit dem ZEIT-Investigativreporter Fritz Zimmermann über Männer und Motoren – und wer über wen mehr Macht hat.