Mobilität in der Corona-Krise: Wienerinnen und Wiener sind zu Fuß und per Fahrrad unterwegs

Der Verkehr in Wien hat in der Krise insgesamt abgenommen. Das Radfahren bewährt sich als krisensicheres Verkehrsmittel. Der Radverkehr ist im Jahr 2020 stark gestiegen. Zu-Fuß-Gehen ist während der Corona-Maßnahmen das Fortbewegungsmittel schlechthin.

Zu Fuß durch die Krise: Zwei Drittel der Wienerinnen und Wiener gehen hauptsächlich zu Fuß

Schon vor der Corona-Krise war das Zu-Fuß-Gehen unter den Wienerinnen und Wienern eine beliebte Art, von A nach B zu kommen. Die Zufriedenheit beim Zu-Fuß-Gehen ist auf hohem Niveau: 82 Prozent der Wienerinnen und Wiener sagen, sie gehen gerne zu Fuß. Eine Befragung von Anfang April 2020 zeigt, dass dies auch während der Krise so ist.

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten geben an, dass das Zu-Fuß-Gehen ihr bevorzugtes Verkehrsmittel ist. Es wird weiterhin als sichere, praktische und umweltfreundliche Art der Mobilität geschätzt.

„Das Spazierengehen boomt. Die Wienerinnen und Wiener entdeckten ihre Stadt im Jahr 2020 mehr denn je zu Fuß“, so Petra Jens, Beauftragte für Fußverkehr. Petra Jens betont: „Es ist wesentlich, den Menschen beim Zu-Fuß-Gehen ausreichend Platz zu bieten, damit sie sicher und mit Abstand zueinander unterwegs sein können.“

Spaziergänger im Belvedere

Wien ist eine Stadt der kurzen Wege. Erledigungen im Alltag, wie das Einkaufen, passieren häufig zu Fuß. In der Krise waren die Wienerinnen und Wiener verstärkt in ihrer Wohnumgebung unterwegs, womit der Anteil an Fußwegen anstieg. Spazierengehen war im Coronajahr die Freizeitbeschäftigung schlechthin. Die Wienerinnen und

Wiener entdeckten ihre Stadt im Jahr 2020 mehr denn je zu Fuß.

Im Jahr 2020 waren die Wienerinnen und Wiener häufiger zu Fuß unterwegs, wie die Erhebung der Verkehrsmittelwahl, veröffentlicht von den Wiener Linien, zeigt. Weit über ein Drittel ihrer Wege haben die Wienerinnen und Wiener im Vorjahr zu Fuß erledigt. Der Anteil des Zu-Fuß-Gehens lag im Jahr 2020 bei 37 Prozent. Im Jahr 2019 lag dieser bei hohen 28 Prozent.

Grafik die zeigt wie die Aufteilung der Verkehrsmittelwahl sich im Jahr 2020 in Wien im Vergleich zum Jahr 2019 verteilt.

Zählstellen: Radverkehr nahm im Jahr 2020 um 12 Prozent zu.

Radfahren in Wien erweist sich als krisenfest. Trotz Lockdowns, Fernunterrichts und Homeoffice haben die Wienerinnen und Wiener im letzten Jahr so oft wie noch nie in die Pedale getreten. Der Radverkehr nimmt in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu. Dieser Trend hat sich im Jahr 2020 weiter beschleunigt. Radzahlen 2020

„Aufgrund der Pandemie nutzen noch mehr Menschen das Fahrrad, um Bewegung in ihren Alltag zu integrieren und gesund zu bleiben. Daher ist es wichtig, für die Mobilität mit dem Fahrrad Möglichkeiten und Platz zu schaffen,“ sagt Martin Blum, Geschäftsführer der Mobilitätsagentur. Wiens Radverkehrsbeauftragter betont: „Investitionen in den Radverkehr sind eine wesentliche Maßnahme für den Klimaschutz.“

Den stärksten Zuwachs gab es im Mai und September 2020. Im Vergleich zum Jahr 2019 wurden im Mai 2020 um 45 Prozent mehr Radfahrende gezählt. Im September waren es um 23 Prozent mehr.
Auch in der kalten Jahreszeit wurden im Jahr 2020 Rekordwerte erzielt. Im November gab es einen Anstieg um 19 Prozent. Im Dezember waren um 13 Prozent mehr Radfahrende unterwegs als im Vorjahr.
Während im ersten Lock-Down im März mehr als 50 Prozent weniger Autoverkehr gemessen wurde, ging der Radverkehr im Vergleich zum Vorjahr nur um 15 Prozent zurück.

Der Anteil des Radfahrens am Modal Split ist im Jahr 2020 von sieben auf neun Prozent gestiegen.

Radfahrerinnen radeln entlang der temporären Begegnungszone im Frühjahr 2020.

Temporäre Begegnungszonen

Berlin, Budapest, Mailand: In zahlreichen Städten rund um den Globus wurden während der Covid 19-Pandemie zusätzliche Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger und Radfahrspuren geschaffen. Der Trend zum klimafreundlichen Verkehrsmitteln in der Stadt wurde durch die Corona-Krise und damit einhergehende Abstandsregelungen verstärkt. Auch Wien wurde aktiv.

Um den Abstand von einem Meter zu anderen Personen auch im dicht bebauten Gebiet wahren zu können und so das Ansteckungsrisiko weiter zu minimieren, öffnete die Stadt Wien ab 11. April mehrere Straßenzüge. Mehr als zehn temporäre Begegnungszonen und 20 weitere Straßen wurden für Fußgängerinnen und Fußgänger freigegeben. Die temporären Begegnungszonen gab es bis Ende Juli, teils bis zum Ende der Sommerferien.

Pop-Up Radwege

Zwischen Mai und Anfang Juni 2020 wurden vier Pop-Up-Bikelanes in Wien eingerichtet. Für die temporären Radwege wurden bis November, in der Hörlgasse bis Anfang September, Autospuren aufgelassen.
Die Pop-Up-Bikelanes führen entlang der Praterstraße und Lassallestraße im 2. Bezirk, in der Hörlgasse im 9. und der Wagramer Straße im 22. Bezirk.
Dadurch wurden wichtige Verbindungen geschaffen und temporär eine fairer Platzverteilung umgesetzt. Die Pop-up-Radinfrastruktur wurde laut verkehrswissenschaftlicher Untersuchung gut genutzt.

Endbericht: Mobilität in Wien unter Covid 19. Begleituntersuchung Temporäre Begegnungszonen und Pop-Up Radinfrastruktur (Studie der Technischen Universität Wien, Institut für Verkehrswissenschaften Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik im Auftrag der Mobilitätsagentur Wien, Dezember 2020

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Webinar: Chancen und Risiken für die Mobilität durch die Corona-Krise

Während des 1. Shutdowns im März 2020 führte die Corona-Krise zu weniger Verkehr. Das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung änderte sich kurzfristig stark. Wien und andere Städte errichteten Pop-Up-Radwege und temporäre Begegnungszonen. Welche Veränderungen des Verkehrsverhalten konnten tatsächlich festgestellt werden? Wie nachhaltig sind temporäre Maßnahmen? Wird sich das Mobilitätsverhalten in der Bevölkerung nachhaltig ändern? Diese und andere Fragen wurden beim Netzwerktreffen der Mobilitätsagentur im Juni 2020 online diskutiert.

Nach einem Input von Verkehrswissenschaftler Harald Frey zur Mobilität in Wien während und nach der Corona-Krise diskutierten Fachleute zum Thema.

Chancen und Risiken für die Mobilität durch die Corona-Krise diskutieren mit Andrea Weninger:
Peter Broytman, Berliner Koodinierungsstelle Radverkehr
Angelika Winkler, Stadt Wien
Harald Frey, TU Wien

Die Veranstaltung zum Nachsehen finden Sie hier:

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